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Der Saale-Leipzig-Kanal (ehemalig Elster-Saale-Kanal)

Detaillierte Informationen erhalten Sie im Text. Übersichtskarte Saale-Leipzig-Kanal Übersichtskarte Saale-Leipzig-Kanal Quelle: Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, WSV.

Überlegungen, Leipzig an das Wasserstraßennetz anzuschließen, gibt es schon lange. Der Leipziger Unternehmer Carl Heine startete 1856 in Eigeninitiative ein umfangreiches Projekt, den Karl-Heine-Kanal. Der Kanalbau kam 1898 zum Erliegen und blieb unvollendet.

Erst mit den vertiefenden Untersuchungen zum Mittellandkanal (MLK) Anfang des 20. Jahrhundert wurde es konkreter. Bei der Trassenführung des MLK gab es auch Überlegungen zu einer Nord- und Südvariante. Dem heutigen mittleren Kanalverlauf wurde von den damaligen Ländern Sachsen, Anhalt und Thüringen im entsprechenden Staatsvertrag nur mit der Maßgabe zugestimmt, einen sogenannten Südflügel des MLK zu errichten, mit zeitgleichem Beginn der Bauarbeiten des Mittellandkanals.

Zum Südflügel des MLK gehören die Elbe von Magdeburg bis zur Saalemündung, die Saale von der Elbe bis Merseburg/Kreypau sowie der rund 19 km lange Kanal nach Leipzig, damals noch als Elster-Saale-Kanal bezeichnet.

Für Projektierung und Bauausführung wurde in Leipzig ein Kanalbauamt eingerichtet. Die Bemessung und Auslegung des Elster-Saale-Kanals erfolgten anlog zum MLK für das 1.000 t-Schiff.

Zeitablauf der Arbeiten am Elster-Saale-Kanal

  • 1933 1. Spatenstich der Kanalarbeiten
  • 1937 Beginn der Bauarbeiten an der Schleusentreppe Wüsteneutzsch
  • 1938 1. Spatenstich im Hafen Leipzig
  • 1939 11 km Kanal fertiggestellt
  • 1942 Einstellung der Kanalarbeiten
  • 1943 Einstellung der Arbeiten an der Schleusentreppe und im Hafen

Bauzustand und Bauwerke

Die Gesamtlänge des Kanals beträgt rund 19 km, davon sind circa 11,3 km fertiggestellt und mit Wasser geflutet. In den übrigen insgesamt 7,7 km langen Abschnitten wurden bereits Arbeiten begonnen. Teilweise bereits wurden mit Tondichtungen, Dämme und Brücken hergestellt. In einigen Bereichen sind jedoch noch keine baulichen Maßnahmen erfolgt.

Die geplante Anbindung des Kanals an die Saale sollte bei Kreypau (Saale-km 120,7) erfolgen. Der Kanalwasserspiegel liegt ca. 22 m über dem Mittelwasser-Niveau der Saale. Dieser Höhenunterschied sollte bei Wüsteneutzsch mittels einer Schleusentreppe überwunden werden. Die geplanten Hubhöhen der beiden Schachtschleusen (85 m x 12 m) sollten jeweils circa 11 m betragen. Während für die untere Schleuse (Kanal-km 1,5 – 1,6) nur der Erdaushub erfolgte (viele Jahre als Badeanstalt genutzt), ist die obere Schleuse (Kanal-km 2,0 – 2,1) bis auf die Sparbecken im Massivbau fast fertiggestellt.

Die Linienführung des Kanals, die Höhen von Kanalsohle und Regelwasserstand wurden so angeordnet, dass sich die Kanaltrasse überwiegend im Einschnitt befindet und somit keine Dichtung erforderlich ist. Im gefluteten Bereich des Kanals befinden sich vier Auftragsstrecken mit einer Gesamtlänge von 4,6 km, in denen der Kanal über dem Geländeniveau liegt. In diesen vier Abschnitten erfolgte der Einbau einer Tondichtung. Diese Dammstrecken unterliegen einer kontinuierlichen Dammbeobachtung.

Bei Kanal-km 14,46 befindet sich am Zschampert-Bach eine Entlastungsanlage, mit der überschüssiges Kanalwasser über den Zschampert zur Luppe abgeführt werden kann.

Bei Kanal-km km 8,19 und 14,75 waren zwei Sperrtore eingebaut, die im Havariefall ein vollständiges Leerlaufen des Kanals verhindern sollten. Die Tore wurden bereits kurz nach dem zweiten Weltkrieg demontiert und am Oder-Havel-Kanal eingebaut. Die jeweiligen Tortürme am SLK sind noch vorhanden, das westliche Sperrtor an der B181 wäre derzeit jedoch wirkungslos, da der geflutete Bereich bei Kanal-km 7,75 endet.
In der Ortslage Dölzig befinden sich bei Kanal-km 12,05 und km 12,95 zwei Straßenunterführungen, Dölzig-West für die B186 und Dölzig-Ost für eine Anliegerstraße. Insgesamt bestehen am Kanal fünf Bachdurchlässe bzw. Düker, davon zwei im nicht gefluteten Bereich.

Sieben Straßen- und Wegebrücken befinden sich derzeit in der Unterhaltungslast der WSV. Zwei Wegebrücken im nicht gefluteten Bereich bei Kanal-km 4,87 und 7,06 wurden 2007 zurückgebaut. Weitere Brücken am Kanal befinden sich bei Kanal-km 10,63 für die A9, sowie eine Eisenbahnbrücke bei Kanal-km 18,05. beide unterstehen nicht der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV).

In Leipzig-Lindenau schließt sich das ca. 1 km lange geflutete Hafenbecken an den SLK an. Es ist seit den 1980er Jahren durch einen Damm, über den die Lyoner Straße führt, vom SLK getrennt. Eine Verbindung zum Kanal besteht nur über einen Durchlass. Der Hafen war mit einer Kaimauer, drei Speichergebäuden und einer Hafenbahn ausgestattet, zwei weitere Hafenbecken und ein Ölhafen waren geplant. Das Hafengelände untersteht nicht der WSV.

Seit 2015 ist das Hafenbecken Lindenau mit dem Karl-Heine-Kanal, einem Vorläuferprojekt des SLK, verbunden.
Die derzeitige Nutzung am Kanal beschränkt sich auf Ruder- und Motorboote und viele Badende in den Sommermonaten.
Unter Federführung der Stadt Leipzig ist die Herstellung eines durchgängigen Radweges auf dem Betriebsweg des Kanals geplant, um eine Verbindung von Leipzig bis zum vorhandenen Saale-Radweg zu schaffen.
Der Elster-Saale-Kanal wurde 1999 per Erlass in Saale-Leipzig-Kanal umbenannt, damit die Abkürzung Elster-Saale-Kanal nicht zu Verwechslungen mit dem 1976 eröffneten Elbe-Seiten-Kanal führt, der dieselbe Abkürzung hat.

Weitere Bauwerke im Zuge des Südflügels des MLK

Hierzu gehört die 1940 fertiggestellte Doppelschleuse in Magdeburg-Neustadt. Die beiden Schleusen mit 325 m Länge und 25 m Breite waren damals die größten Schleusen Europas. Die Tore und Portale wurden nach dem 2. Weltkrieg wieder demontiert, da das zugehörige Wehr in der Elbe nicht gebaut wurde und auch zukünftig nicht realisiert wird, damit die Elbe hier ein freifließender Strom bleibt.

An der Saale erfolgte in diesem Zusammenhang zwischen Calbe (km 20) und Wettin (km 71) der Bau der Saale-Großschleusen. Diese ersetzten die kleinen Schleusen aus dem 19. Jahrhundert und ermöglichten den Verkehr mit 1.000 t-Schiffen bis zum Hafen Halle-Trotha (Saale-km 88). Die Umgestaltung des Abschnitts von Saale-km 0 bis 20 wurde nicht realisiert. Diese ist zwar noch Bestandteil des Bundesverkehrswegeplans, jedoch nicht mit der ursprünglich geplanten Staustufenlösung Klein Rosenburg, sondern mit einem Seitenkanal bei Tornitz und ohne Wehr in der Saale.

Von Saale-km 88 bis 120,7, dem geplanten Abzweig in den SLK, erfolgte nur ein teilweiser Ausbau. Hierzu gehören der ca. 3,6 km lange Umgehungskanal Halle, von dem ca. 2,8 km geflutet sind, sowie der ca. 3,5 km lange und geflutete Umgehungskanal Merseburg. Der Rohbau der Werderschleuse wurde analog der Saale-Großschleusen fertiggestellt. Die Tore und Portale der Schleuse wurden nach dem 2. Weltkrieg demontiert und nach Wettin verbracht, um die dort noch unvollendete Schleuse 1951 in Betrieb nehmen zu können.